Jan 232005
 

“Kick” ist das falsche Wort. Es fällt mir nur kein besseres ein für den kurzen Moment,
in dem das Gehirn den gradlinigen Gedankenweg verlässt, einen plötzlichen Richtungswechsel durchführt und auf einem völlig anderen Pfad weiterschreitet, weiterdenkt. Ein mentaler Abzweiger, eine Vorstellungstangente, deren Ursprung in diesem einen Punkt liegt.
Falls sich irgendjemand durch diese nebulöse Einleitung durchgekämpft hat, wird er hier mit klärenden Ausführung belohnt. Ich weiss nicht, ob es einen “gradlinigen Gedankenweg” überhaupt gibt. Wir denken meistens viele verschiedene Dinge, in variablen Kombinationen. Frauen denken, so die Emanzipationsgerüchteküche, sogar mehrere Dinge gleichzeitig. Also wird ein geradliniger Gedankenweg eher schwieriger zu definieren sein. Wohl aber gibt es gewisse Muster, zur Gewohnheit gewordene Denkabläufe, die sich wiederholen.
Wenn unsere Normperson aus dem Zug aussteigt und den Busanschluss erwischen muss, wird sie regelmässig hoffen, der Bus warte gutmütig (seien wir ehrlich, diese Busse haben doch etwas gutmütiges an sich, oder nicht?) auf sie. Und regelmässig wird sich die Person zu Alternativen Gedanken machen, falls der Anschluss nicht gewährleistet ist.
Dies als exemplarische Darstellung des geradlinigen Gedankenweges. Meistens wird auf diesem gedacht. Er bietet Sicherheit und Bequemlichleit. Und führt an den Rand des Verderbens, falls er so ausgetreten ist, dass man ihn zwangsweise verlassen will. Doch dies ist eine andere Geschichte.
Wenn sich also nun unsere Normperson auf dem beschriebenen Weg durch die Gegend denkt, nehmen wir an, dass sie auf einen “Kick” stösst.
Wieder der Versuch einer Erklärung: Die Person läuft im Eiltempo auf den Bus zu und sieht
dabei das übergrosse Plakat eines Kinofilms. Dessen Titel sei “Shall We Dance”. Unsere
Person bleibt stehen und erinnert sich urplötzlich daran, dass sie am gleichen Abend doch
noch den Zusatz-Salsa-Kurs absolvieren muss!
Das Plakat spielt dabei die Rolle des Kickers, welcher die Gedanken zum Tanzkurs lenkt.
Möglicherweise, besser gesagt ziemlich sicher, muten die obengenannten Ausführungen
weit hergeholt an. Sind aber nicht einfach so aus der Luft gegriffen!

Denn als ich vorhin die LCFC-Trikots gewaschen und sie einzeln an die Waschleine gehängt habe, sind meine Gedanken vom gradlinigen Weg (“Dunkelblaue Farbe, das heisst Buntwäsche, 30°, etc”) durch den Kick der weiss strahlenden Nummern auf den Leibchen auf eine andere Ebene gelangt. Jedes Trikot zog automatisch seine eigene Geschichte, wunderbaren Erinnerungen an die Erlebnisse mit Lietsch nach sich.
Selbst das Waschpulver löste die Frage aus, ob es wohl brustwarzenverträglich sei. Eine parallele Gedankenwelt tat sich auf. Die letzte Stulpe schloss die Türe zu diesem Universum hinter sich, und ich war sehr dankbar für den “Ausflug”, der mir wieder einmal gezeigt hat, dass Lietsch City mehr als ein
Fussballclub ist.

 Veröffentlicht von am 23/01/2005

 Antworten

(notwendig)

(notwendig)